Die Insolvenzzahlen wurden im vergangenen Jahr maßgeblich von den Firmeninsolvenzen einiger großer Unternehmen bestimmt. In den ersten sechs Monaten haben Firmen wie z.B. Quelle, Schiesser, Woolworth, Arcandor, Karmann und Qimonda ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt gegeben. Aber auch im Mittelstand zollten viele Unternehmen der Wirtschaftskrise ihren Tribut. 2009 haben insgesamt 34.300 Firmen Insolvenz angemeldet. Im Jahr 2008 lag die Zahl der Firmeninsolvenzen noch bei 29.580, sodass die Zahl in 2009 um 16% im Vergleich zu 2008 angestiegen ist. Gründe für die steigende Zahl der Firmeninsolvenzen sind die Folgen der Wirtschaftskrise, die sich in einem plötzlichen, starken Einbruch der Konsumentennachfrage sowie den restriktiven Finanzierungsbedingungen äußern.
In den kommenden Monaten wird der bislang noch stabile Arbeitsmarkt einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit verspüren. Daraus resultiert in vielen Fällen eine stetige Zahl derjenigen Menschen, die ihren privaten Zahlungsverpflichtungen teilweise oder gänzlich nicht mehr nachkommen können. Bisher hielt der stabile Arbeitsmarkt durch die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes die Verbraucherinsolvenzen noch recht konstant, sodass sich die Zahl der Privatinsolvenzen nur leicht von 98.450 auf 98.800 (+ 0,4%) zu 2008 erhöht. Diese Zahlen werden sich in Zukunft jedoch drastisch verändern, da die Experten mit einer steigenden Arbeitslosigkeit und weiter andauernden Lohneinbußen rechnen. Arbeitslosigkeit ist der Hauptauslöser für Überschuldung und private Zahlungsunfähigkeit. Die aktuellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Mehrheitlich gelangen mit 55% Männer in die Zahlungsunfähigkeit. Ebenfalls hat die Zahl der Privatinsolvenzen von älteren Verbrauchern (zwischen 50-70 Jahren und älter) in 2009 zugenommen. Jeder siebte unter 30-Jährige ist in Deutschland insolvent, was meistens durch unwirtschaftliche Haushaltsführung und übermäßigen Konsum verursacht wird. In Deutschland sind ca. 521.000 Arbeitnehmer von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen, 16,5% mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der gesamten Insolvenzen stieg im Vergleich zu 2008 von 155.910 um 3,8% auf 161.800. Eine zunehmende Tendenz ist auch bei den sonstigen Insolvenzen zu beobachten. Hier ist die Zahl von 27.880 (2008) auf 28.700 (2009) gewachsen, somit ist ein Anstieg von 2,9% zu verzeichnen. Unter sonstigen Insolvenzen werden in der Statistik diejenigen Insolvenzen zusammengefasst, die sich in Insolvenzen ehemals Selbständiger, natürlicher Personen als Gesellschafter und Nachlass-Insolvenzen begründen.
In Ostdeutschland haben weniger Unternehmen als in den alten Bundesländern ihre Insolvenz beantragt. Die Anzahl der Unternehmen, die Zahlungsunfähigkeit gemeldet haben, stieg von 5.890 auf 6.700. Im Vergleichszeitraum haben in den westlichen Bundesländern 27.600 Unternehmen Insolvenz angemeldet. 2008 lag die Zahl noch bei 23.690. Auf Ebene der Verbraucherinsolvenzen gab es nur geringe Veränderungen. Der Osten verzeichnet 2008 21.100 (2009: 21.140) Restschuldbefreiungen. Der Westen hingegen verzeichnet die Statistik der Privatinsolvenzen einen leichten Anstieg um 0,5% von 77.310 auf 77.700.
Insolvenzen fügen der deutschen Volkswirtschaft jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe zu. Im Vergleich zu 2008 ist das Schadensvolumen, was durch Insolvenzen verursacht worden ist, um 67% (= 19,6 Milliarden Euro) auf ein Rekordhoch von insgesamt 48,6 Milliarden Euro gestiegen. Private Schuldner haben 37,1 und Schuldner der öffentlichen Hand 11,5 Milliarden Euro Schaden verursacht. Die Finanzierungsstruktur wurde z.B. durch eine sinkende Ertrags- und Auftragslage, steigende Forderungsausfälle und strukturelle Eigenkapitalknappheit im Mittelstand belastet. Eigenkapitalrücklagen sowie die Eigenkapitalbasis, die von den Unternehmen in der Vergangenheit gebildet worden sind, schrumpfen in Zeiten der Wirtschaftskrise zunehmend. Bereits ein Drittel der mittelständischen Unternehmen ist nur noch mit einer schwachen Eigenkapitalsumme ausgestattet, die sie vor konjunkturellen Schwankungen und möglichen Zahlungsverzögerungen schützt. Eine Unabhängigkeit von den Banken ist hier nicht mehr gegeben. Kreditaufnahmen z.B. für Investitionen werden für solche Firmen erschwert, da die Eigenkapitalquote für Banken eine entscheidende Kennzahl für die Kreditvergabe sowie die Kreditkonditionen ist. Erschwerend hinzu kommt, dass Unternehmen immer länger auf ihre Zahlungseingänge der Auftraggeber warten müssen. Bereits 12,9% der mittelständischen Unternehmen beklagen dramatische Forderungsverluste, die über 1% des gesamten Jahresumsatzes ausmachen. Folglich zwingen sie Unternehmen dazu, verzweifelt zu versuchen, diese hohen Forderungsverluste in anderen Geschäftsbereichen abzufangen.
Weitere Beiträge zu diesem Thema:
Firmeninsolvenzen in Deutschland 2009 – Entwicklungen und Prognosen
Neuer Schuldneratlas 2009: Zahl der überschuldeten Bürger sinkt
Die Zahl der Privatinsolvenzen steigt
Quelle: www.creditreform.de