Die aktuellen Zahlen der Privatinsolvenzen in Deutschland sind erschreckend, ihr Anstieg beängstigend und kein gutes Zeichen für die Zukunft. Als Grund für den Abwärtstrend wird z.B. die gestiegene Arbeitslosigkeit genannt. Zu diesem Ergebnis ist das aktuelle Schuldenbarometer des 3.Quartals 2009, welches von der Firma Bürgel in Hamburg veröffentlich worden ist, gekommen. Bürgel rechnet mit einem Anstieg der Privatinsolvenzen bis zum Ende 2009 auf eine Höhe von 135.000. Im Schuldenbarometer werden die regionale sowie demographische Verteilung und die monatliche Anzahl der Privatinsolvenzen in relativen bzw. absoluten Zahlen statistisch aufbereitet.
Betrachtet man den Zeitraum von Januar bis September dieses Jahres sind insgesamt 96.864 Privatinsolvenzen beantragt worden, wovon im dritten Quartal 35.347 zu verzeichnen sind. Im Monat Juli waren 12.966, im Monat August 10.781 und im Monat September 11.600 Bundesbürger zahlungsunfähig. Dies bedeutet im Verhältnis zu den Privatinsolvenzen des ersten Quartals 2009 eine Zunahme von 15,9 Prozent und zum zweiten Quartal 2009 eine Erhöhung von 13.9 Prozent. Diese Zahlen weisen im Vergleich zum 3. Quartal 2008 einen Anstieg von 2,7 Prozent auf.
Der Gesamtanstieg der Privatinsolvenzen ist auf keine konkrete Altersgruppe zu beschränken, da es in allen Altergruppen zu Zunahmen gekommen ist. Im Vergleich zwischen dem zweiten und dem dritten Quartal ist die Anzahl der Privatinsolvenzen der über 60-Jährigen am stärksten mit 17,5 Prozent gestiegen. Dicht gefolgt von der Altergruppe der unter 25-Jährigen, die mit einem Anstieg von 16,5 Prozent in die Statistik eingehen. Die meisten Endverbraucherinsolvenzen (32,1 Prozent) wurden in der Altergruppe der Bürger vom 46. bis zum 60. Lebensjahr und mit etwa 32 Prozent in der Altersgruppe von 36- bis 45-Jährigen ermittelt. Die geringste Anzahl an zahlungsunfähigen Deutschen ist über 60 Jahre alt. Jedoch haben Männer im Vergleich zu Frauen in diesem Betrachtungszeitraum 58,7 Prozent aller Privatinsolvenz angemeldet.
Regional bezogen ergibt sich aus den Zahlen des Schuldenbarometers ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Die meisten Privatinsolvenzen in absoluten Zahlen von Januar bis September berechnet, sind im Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 19.729 erfasst worden. Somit wird fast jede fünfte Privatinsolvenz in diesem Bundesland beantragt. Dahinter folgt das Bundesland Niedersachsen mit rund 13.074 Endverbraucherinsolvenzen. Mit 11.073 zahlungsunfähigen Schuldnern belegt Bayern hinter Nordrhein-Westfalen und Niedersachen den dritten Platz und an vierter Position liegt Baden-Württemberg, wo 10.122 Privatin-solvenzen gezählt wurden. Einen Rückgang der Privatinsolvenzen ist nur in im Saarland (-5,1 Prozent) und Sachsen-Anhalt (- 2,8 Prozent) zu ermitteln.
Werden die relativen Zahlen betrachtet, ergibt sich ein weit aus prägnanteres Schaubild. Im Durchschnitt ergibt sich ein Wert von 118 Insolvenzen pro 100.000 Bundesbürger. In den relativen Zahlen liegt das Bundesland Bremen mit 217 Privatinsolvenzen pro 100.000 Bürger weit vorne. Platz zwei geht an das Bundesland Schleswig-Holstein. Hier bemühen 166 Bürger pro 100.000 das zuständige Amtsgericht mit einer Endverbraucherinsolvenz. Die weiteren Plätze nehmen Niedersachen mit 165, Brandenburg mit 158 und das Saarland mit 156 zahlungsunfähigen Schuldnern pro 100.000 Bürger ein. Die geringsten Werte melden Thüringen mit 82, Bayern mit 88 und Baden-Württemberg mit 94 Insolvenzen pro 100.000 Einwohner.
Auch wenn das Bundesland Thüringen die geringste relative Anzahl von Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner hat, ist hier dennoch ein erheblicher Anstieg zu verzeichnen. Vergleicht man das zweite und dritte Quartal 2009 miteinander, ist die Anzahl der Endverbraucherinsolvenzen um 54,8 Prozent gestiegen. Der Bundesdurchschnitt liegt derweil bei ca. 13,9 Prozent. Auch das Bundesland Brandenburg liegt mit einem Zuwachs von 35 Prozent weit oberhalb des Durchschnitts. Aber auch Einwohner der Bundesländer Berlin (+18,85 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (+29,5 Prozent) beschäftigen ihre Amtsgerichte mit Privatinsolvenzen überdurchschnittlich viel.
Quelle: www.buergel.de