Die neusten Zahlen des veröffentlichten Schuldenbarometers für das 1 bis 3 Quartal 2010 verheißen nichts Gutes. Bislang gab es in der Entwicklung der Privatinsolvenzzahlen noch keine Trendwende. Die positiven Signale der Konjunkturverbesserung und der gesunkenen Arbeitslosenzahlen haben noch keinen Einfluss auf die Anzahl der Privatinsolvenzen ausgeübt. Die Anzahl derjenigen Menschen, die ihre private Zahlungsunfähigkeit gemeldet haben, ist um 8% auf 104.657 zum vergleichbaren Zeitraum in 2009 gestiegen. Der für das Jahr prognostizierte Höchststand an Privatinsolvenzen mit einer Zahl von 140.000 rückt immer näher. Wird dieser erlangt, erreicht die Bundesrepublik 2010 ein Insolvenzrekordjahr. Bislang war der Höchststand im Jahr 2007 mit 137.000 Privatinsolvenzen verzeichnet worden.
Im Insolvenzrekordjahr 2010 sind mehr junge Bundesbürger von Privatpleiten betroffen. Ihre Zahl nahm im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2009 um rund 35% zu. Dieser Anstieg in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen ist alarmierend. In dieser Alterklasse geraten mehr Frauen als Männer in die Schuldenfalle. In allen anderen Altersklassen meldeten mehrheitlich die Männer mit 58,9 % Insolvenz an. Am häufigsten von Privatinsolvenz betroffen ist die Altersgruppe der 46 bis 60-Jährigen. Sie machen 32% der Insolvenzzahlen aus. Erfreulicherweise ist ein Rückgang in den Zahlen der über 60-Jährigen zu verzeichnen.
Entwicklung der Pivatinsolvenzen in Deutschland (absolut) 2001 – 2010
Betrachtet man die Zahlen der Privatinsolvenzen geographisch, steht der Süden weiterhin bei absoluter Betrachtung besser als der Norden da. Spitzenreiter ist das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, die geringste Zahl an Privatinsolvenzen wurden im Bundesland Bremen gemeldet. Aussagekräftiger sind jedoch die relativen Zahlen, die auch die Einwohnerzahlen der einzelnen Bundesländer berücksichtigen. Hier bildet sich ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle. Am schlechtesten schneidet das Bundesland Bremen mit 236 Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner ab, die geringsten Insolvenzen hat das Bundesland Bayern mit 95 Insolvenzverfahren je 100.000 Einwohner. Zum Vergleich liegt der Bundesdurchschnitt bei 128 Privatinsolvenzen per 100.000 Einwohner.
Das Schuldenbarometer nennt verschiedene Ursachen für den fortlaufenden Anstieg der Privatinsolvenzen. Neben Arbeitslosigkeit, gescheiterten Selbständigkeiten sowie Krankheit, Trennung, Tod des Partners werden auch Haushaltsgründungen, gescheiterte Immobilienfinanzierung und unpassendes Konsumverhalten im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen aufgeführt. Die Möglichkeit des Online-Shoppings, der Nutzung von Kreditkarten und beim Kauf angebotene Null-Prozent-Finanzierungen lassen viele Bundesbürger in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wenn dann zusätzlich die oben genannten Gegebenheiten eintreten und diese noch auf geringe finanzielle Rücklagen treffen, dann steigt die Gefahr einer Privatinsolvenz erheblich an.
Quelle: Bürgel Schuldenbarometer